Heute mal etwas in „Erinnerungen“ – nach dem Motto: „als wir noch jung waren“ …
1984 – das Trio in der „Krone“
In der Darmstädter »Goldenen Krone« gab es, nachdem im Spätjahr 1983 ein Jazzclub eingerichtet worden war, in der ersten Zeit dieses Clubs noch einwöchige Engagements (6 Tage) – mit Übernachtungen im Haus, denn schließlich war die »Kroun« früher ein Hotel gewesen. Wir – Gitarrist Tobias Langguth, Schlagzeuger Uwe Heitz und ich – haben in 1984 die zwei oder drei letzten dieser denkwürdigen »Wochen-Gigs« gespielt; daran haben wir Erinnerungen. Die sehen u. a. so aus und hören sich so an:
Also so ungefähr klang das vor 32 Jahren in der »Kroun« in DA. Nicht schlecht, muß ich selber sagen… Damals waren wir alle so um Mitte zwanzig herum und galten als eine der vielversprechendsten Newcomer-Bands der bundesdeutschen Jazz-Szene…
Die Aufnahme war ursprünglich mit einem Spulentonbandgerät gemacht worden, später auf eine Kassette übertragen, von welcher ich dann (noch viel später) eine »Digital-Version« hergestellt habe – so gut es halt eben noch ging.
Die Anregung zur späten Erstellung und Veröffentlichung dieser Aufnahmen kam vor kurzem vom Uwe Heitz, nämlich dadurch, daß der einen →Link zum „Heinerfest-Boogie“ („Youtube-Video“) von und mit Fred Hill schickte – im Bild natürlich mitsamt der Darmstädter »Kroun«, in welcher Fred ja lange als Türsteher tätig war (→Zeitungsnotiz über die Bennung einer Straße in „Fred-Hill-Weg“, 2010). Wir erinnern uns an Fred, an das Lied und daran, daß wir damals scherzhaft ziemlich oft aus dem Lied zitiert haben.
Gerade fiel mir übrigens wieder eine Anmerkung von Tobias ein, der hellhörig bemerkt hatte, daß der Fred an einer (einzigen) Stelle singt: »wir sind alle ein Heiner« – und das müsse man nämlich philosophisch interpretieren; der Fred habe wohl gemeint, daß sich im HEINER die Menschheit als kollektives Weltganzes wiederfinden würde (oder so). Genial. Ich glaube, ich fand die Stelle: »der Omma ist ein Heiner« immer am besten.
So waren wir unterwegs: mit Leidenschaft für die Musik, wenig Geld und ansonsten viel Unsinn im Kopf.
Die Bilder zeigen Tobias mit (entsprechend) philosophischem Blick bei Kaffee auf dem Marktplatz, mich in scherzhaften Posen bei einem Spaziergang auf der Mathildenhöhe und Uwe höchst inspiriert beim Shoppen in der „Quelle-Fundgrube“ – ein echter Dernier Cri. (Bilder anklicken zum Vergrößern.)
Hier noch eine Seite aus meinem Photoalbum (wie man also sieht: von März 1984). Oben ist Tobias – vormittags beim ersten Kaffee am „Mini-Café“ (so hieß das, glaub ich) auf dem Marktplatz. Kann sein, daß es ziemlich spät vormittags war, vielleicht auch eher mittags. Die Nächte waren lang und wir konnten schlafen wie Murmeltiere. Warum er nach unten schaut? Weil er gerade eine Zigarette dreht (wir alle haben geraucht wie die Schlote). In der Mitte das Trio, klar. Unten „de Lodsch“ – ein Schlagzeuger und Darmstädter Original mit Klarnamen Lothar Scharf (→Artikel in Wikipedia). Wir kannten ihn gut und hatten auch des Öfteren zusammen gespielt. Daß der so schon eine geraume Weile unverändert in genau der Haltung – und übrigens auch mit genau dem Gesichtsausdruck – da hockt, sieht man an der langen Zigarettenasche (zumindest sieht man´s auf dem großen Original-Photo hier). Ganz unten am Bildrand sieht man eine Bierflasche (im regionalen Sprachgebrauch nach der Stanniolumhüllung obendran »Goldhälssche« genannt – welche Bezeichnung übrigens mit fortschreitendem Konsum immer hessischer auszusprechen so gut wie von selber geht). Wer der Typ nebendran ist, weiß ich nicht mehr, zumal er zufällig sein Gesicht verdeckt.
Aus dem Album kam noch mehr zum Vorschein – z. B. Uwe am Piano. Man beachte die Zigarette, die immer dabei war – die Klavierfingersätze mußten sich dem beugen. Linker Bildrand, kaum zu sehen: Tobias streicht gerade auf dem Kontrabaß. Wahrscheinlich spiele ich Schlagzeug. Ich erinnere mich, daß wir bei solchen sporadischen „Instrumententauschaktionen“ keinen Jazz gespielt, sondern immer irgendwelche Sauflieder improvisiert haben. Tobias Kommentar auf „facebook“ an Uwe: „… ungeschlagen. Möglicherweise hast Du „Rivers Of Babylon“ parodiert. und dabei Dur- und Mollakkorde in Grundstellung in gaanz tiefer Lage gespielt. Ein Onkel von Dir soll einen solchen Pianostil gepflegt haben.“ In der Tat, das alles ist bzw. war ziemlich zutreffend…
Hier ist noch ein Bild von mir aus einem Café an der Mathildenhöhe – auch immer und überall mit Zigarette; habe erst in 2010 aufgehört zu rauchen. Der Pullover war lange mein Lieblingspullover – sehr schön gestrickt von einer (damals allerdings bereits verflossenen) Freundin… Winter war es schon nicht mehr, aber zu der Zeit war´s 1984 noch recht frisch.
Genau – der Winter hatte sich lange hingezogen und war ungewöhnlich kalt gewesen: bis zu 25 Grad minus. Das soll an der Bergstraße und in der Rheinebene seit Menschengedenken nicht vorgekommen sein. Im darauffolgenden Jahr kam noch einmal dasselbe. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich in den beiden Wintern noch in Karlsruhe in einem Hinterhaus der Kaiserallee 70 gewohnt habe, das sehr schwierig zu Heizen war, zumal die Heizölzuleitung ständig zugefroren war (Heizöl flockt ab ca. 10 Grad minus aus!). Außerdem befanden sich Dusche + Toilette unten im Hof, natürlich ungeheizt. Mit jeder Teesorte, die ich gekocht habe, enstanden andere Eisblumen an den Fenstern. Aber das ist eigentlich eine andere Geschichte …
(Alle Bilder in diesem Beitrag können zum Vergrößern angeklickt werden.)
Das ist nett. Etwa zur selben Zeit, vielleicht 1 Jahr später hatte das Matthias Horndasch Quartett mit u a Manni Sauga am Bass in der Kroun ein Engagement. Geschlafen haben wir in sowas wie nem Studentenwohnheim