Welt der Akquise II („Kneipen-Festival“)

Hier ging es um eine Anfrage nach einer Blues-Band – sie wollten die PlugAndPlay-Band in Trio-Besetzung –  für einen Samstagabend im Oktober (also in etwa 4 Monaten) im Rahmen eines sog. Kneipen-Festivals in der Gegend von Burscheid.
Das liegt irgendwo zwischen Köln und Wuppertal – aus Karlsruhe/Frankenthal und retour hätten wir eine Reise von ca. 660 km; an Fahrkosten für 1 PKW  kommen dabei etwa € 200.- zusammen. Allein daher kam mir die Anfrage schon mal etwas, wie soll ich sagen – unüberlegt? naiv? unangemessen? – vor.
Der Rest ergibt sich aus dem Folgenden – ich zitiere aus der Mail-Korrespondenz.

J. S. :“ … Wir wissen, daß ein Band-Auftritt im Rahmen eines  „Kneipen-Festivals“ in der Regel ein eher bescheidenes Budget vorsieht. Wir spielen solche Auftritte auch sehr gern, aber um einen Samstagabend-Auftritt länger als 6 Wochen im Voraus zu reservieren, setzen wir als Profi-Band unser übliches „Samstagabend-Budget“ an. Bei kurzfristigerer Planung und verbindlicher Zusage kämen wir Ihnen gern auf € 1.400.- entgegen. …“

Antwort:“… Guten Tag Herr Schaedlich,wie Sie schon richtig vermutet haben, steht uns ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung. Die hängt auch ein wenig mit der Größe der Location zusammen. Leider steht mir für die Gage, inkl. Technik, Anreise, Übernachtung usw. nur 550€ zur Verfügung. Da ich jetzt mal davon aus gehe, dass Sie mir nicht so weit entgegen kommen können, wollte ich mal fragen ob Sie vielleicht noch ein paar Blues Bands kennen die in die Richtung gehen? Mit freundlichen Grüßen, (Name) …“

J. S.:“… Guten Tag Herr (Name) – danke für Ihre Antwort. Leider können wir es uns nicht leisten, zu diesem Budget aufzutreten.
Zu Ihrer Frage ist mir ein kleines Gleichnis eingefallen – ich hoffe, ich darf mir erlauben, es als gutgemeinte Anregung hier einzufügen: ich hatte neulich an meinem Auto die hinteren Bremsen zu reparieren – bei ca. 30T km Fahrleistung pro Jahr ist das ja nichts Ungewöhnliches. Mein Mechaniker nannte mir € 285.- als Preis – ein recht entgegenkommendes Budget. Um es vorwegzunehmen: ich habe natürlich € 300.- bezahlt. Ich bin nicht auf den Gedanken gekommen, stattdessen zu sagen, daß ich nur bis etwa € 100.- gehen würde und zu fragen, ob er nicht einen Kollegen wüßte, der hier „in die Richtung“ ginge.
Nichts für ungut, Herr (Name), aber so sehr verschieden von einem selbständigen Automechaniker arbeiten wir auch nicht – was Fixkosten, Amortisationen, Proben etc. angeht (allerdings sind unsere Auftrittsmöglichkeiten ja obendrein „seltener“; die gehen ja nicht über täglich 8 Stunden oder so). Wir spielen schon auch durchaus mal zu „Kneipengagen“ – ausnahmsweise und vor allem, wenn das Milieu für unsere Akquise vielversprechend ist (sprich: wir spielen auch mal einen „Promo-Gig“). Dazu müßten wir ein entsprechendes Etablissement allerdings erst einmal kennen. Und Samstagabends im Sommer geht das auch schlecht. Nebenbei: wir werden auch so nicht gerade reich (jedenfalls NOCH nicht); tragen dem Umstand damit immerhin Rechnung, unsere Neigungen und unser Talent zum Beruf gemacht zu haben. Das (beides!) leistet sich ja auch nicht jeder.
Sie können sich sicherlich vorstellen, daß wir es mitunter nicht leicht haben, uns bei der nebenberuflichen und studentischen Schwarzarbeit und Dumping-Gagen-Konkurrenz (hier bewußt nichts in Anführungszeichen) auf dem Markt zu plazieren. Ist nicht böse gemeint; ich will hier auch keinen „Frust loswerden“ oder die Welt verbessern, aber Ihre Frage kann ich leider nicht bzw. nicht anders beantworten. Alles Gute und freundliche Grüße! J. S. …“

Sicherlich leicht zu erraten, daß die Kommunikation hiermit beendet war.

Da fällt mir gerade dieser gediegene (alte) Musiker-Joke ein: was ist ein „Eng-Ment“? Das muß man französisch aussprechen. Et voilà – ein „Angmang“ (lautschriftlich: ãmã). Na?
Also, das ist ein Engagement, nur – es gibt keine Gage.

So viel dazu.

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