Notiz zu Musik-Piraterie

Tonbandgerät von "Saba", ca. 1974.Freilich hat auch meine Generation in Jugendzeiten der 1970er Jahre Musik kopiert, im Radio aufgenommen usw. – anstatt immer eine Platte zu kaufen. Zunächst kopierte man auf Spulen-Tonbändern, im darauffolgenden Jahrzehnt eher auf Kassetten (dann kamen noch für relative kurze Phasen DAT und Mini-Disc).
Vinyl-Schallplatten waren beispielsweise um 1970 mit DM 20.- ziemlich teuer, wenn man bedenkt, daß ein durchschnittliches Monatsgehalt zu der Zeit bei ca. DM 1.300.- lag und für bundesweit übliche Mietpreise einer Familienwohnung von ca. 90 qm  ca. 10 – 15 % des Monatsgehaltes zu kalkulieren waren (zumindest war dies noch bis zum Beginn der „Kohl-Ära“ so; die CDU/FDP-Regierung beeilte sich nach bzw. seit dem Regierungswechsel 1982 allerdings, diese und viele andere  Dinge zugunsten ihrer angestammten Klientel gründlich zu verändern…).poster-gegen-piratenpartei
Beim „Medien-Konsum“ (eingeschlossen natürlich Software u. a.) waren Preisentwicklungen für den Konsumenten seither günstiger – Preise, die hauptsächlich einem globalisierten Wettkampf  zu verdanken sind, bei dem es kaum noch und bald wohl keinerlei wirksame Regularien mehr gibt. Daher ist auch auf diesem Gebiet die allgemeine Dekadenz mittlerweile in einem destruktiven Stadium angekommen.
Eine vielbeachtete Position in der öffentlichen Debatte über kostenlosen Medien-Konsum (Downloads, „Streaming“ etc.) nehmen hierzulande insbesondere solche  Zeitgenossen ein, die ein Recht darauf aus ihrer entsprechender respect-the-artist-buy-the-musicLebenseinstellung in eine politische Manifestation gegossen haben („Piraten-Partei“). Mich erinnert das an die für Säuglinge ebenso legitime wie unverzichtbare Forderung nach bedingungsloser Versorgung, die bei Erwachsenen allerdings seltsam infantil anmutet. Passenderweise wird „downloaden“ im allgemeinen Szene-Slang hin und wieder auch „saugen“ genannt – man merkt es wohl unbewußt schon selber. In diesem Sinn würde ich „Piraten“ als so etwas wie „Internet-Säuglinge“ bezeichnen.
Ein globales Problem – wie man auch aus der englischsprachigen Graphik ersehen kann (1x anklicken zum Vergrößern).

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1 Kommentar

  1. Zu letzterer Grafik: Könnte man einen Latte Macciato kopieren, würde man das tun, oder? Man näme die ja dann auch niemandem weg. Einen Song aus’m Radio auf Kassette bannen und dann im Opel Kadett anhören, hat dem Künstler diesen Song halt nicht weggenommen (geraubt!). Von daher hinkt dieser Vergleich total, die Grafik ist pathetisch – und dennoch, trotzdem, gibt es „ein Problem“. Und dies muss gelöst werden. Kriminalisierung kann es aber nicht sein.
    Anders gesagt: Man kann mich doch nicht zwingen, eine Abgabe an Mineralwasserhersteller zu leisten, nur weil ich böser Mensch lieber Leitungswasser trinke und ergo deren Gewinn schmälere. Und sorry, was so heutzutage als urheberrechtlich geschützte „künstlerische Leistung“ ausm Radio dudelt, ist nichtmal sauberes Trinkwasser…

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